Durch zahlreiche Luxussanierungen in manchen bundesdeutschen Großstädten, ist eine zunehmende Gentrifikation in einigen Stadtvierteln zu beobachten. Dieser sozialökonomische Strukturwandel bewirkt eine fortlaufende Abwanderung der mittelständischen sowie von sozialschwachen Bevölkerungsgruppen zugunsten wohlhabender. Parallel dazu steigen die Immobilienpreise und die Mietkosten. Insbesondere die innerstädtischen Bereiche der Metropolen sind durch diese baulichen Aufwertungen betroffen. Aber auch Gebiete, die ursprünglich keine oder nur sehr wenige Wohnungen in der Vergangenheit aufweisen konnten wie ehemalige Industrieanlagen (z. B. die Speicherstadt der Stadt Hamburg), werden in hochwertige Loftwohnungen umgewandelt.
Das typische Muster des Strukturwandels
Dieser Strukturwandel läuft in vielen Fällen in ähnlicher Weise ab. Besonders in Stadtvierteln, die einen kostengünstigen Mietspiegel aufweisen, werden unter anderem auch für Studenten und Künstler attraktiv. Durch ihre kulturellen Aktivitäten erfahren diese Stadtviertel eine allmähliche Aufwertung, die weitere Interessenten anzieht. Es entsteht ein zunehmend größeres künstlerisch und akademisch geprägtes Klientel. Des Weiteren entstehen einschlägige Szene-Clubs und -lokale.
Nun werden die Wohnungen und Häuser von Investoren aufgekauft und aufwendig restauriert, die zu einem Anstieg des Mietspiegels führen. Die finanziell schwache „Urbevölkerung“ ist nun ihrerseits gezwungen, in andere Stadtviertel auszuweichen. Dieser schleichende Prozess der veränderten Bevölkerungsstruktur führt auch zur einer Charakterveränderung des Wohnviertels. In den Sozialwissenschaften wird dieser Wandel als Segregationsprozess bezeichnet.
Die Licht- und Schattenseite der Gentrifizierung
Eine weitere Rolle spielt die verbesserte Erreichbarkeit des Viertels mit Hilfe neuer Verkehrsmitteln, die eine weitere Aufwertung durch die Verringerung der Umweltbelastungen schaffen. Der Bau von neuen Naherholungsgebieten und Freizeitmöglichkeiten bewirkt durch die gestiegene Lebensqualität auch eine Änderung der wirtschaftlichen Wertschöpfung. Der Trend der Deindustrialisierung führt zu einer verstärkten Ansiedlung von Gewerbe im Dienstleistungsbereich. Die zentral gelegenen Wohnquartiere dienen dann nicht nur als bequemer Ausgangspunkt zu den nahen Arbeitsplätzen in den Innenstädten, sondern fungieren später, wegen ihrer neu entstandenen und modernen Infrastruktur, auch als Altersruhesitz.
In einigen Metropolen kommt es wegen des extrem hohen Preisniveaus in einigen Stadtvierteln, der vielfach durch international agierende Immobilenspekulanten angeheizt wird, zu einer sogenannten „Supergentrifizierung“. Bei diesem eher negativen Aspekt werden Haus und Grund eher als reine Spekulationsmasse angesehen, die in erster Linie nicht als reiner Wohnsitz dienen. Dieser vorsätzliche Leerstand, selbst bei veritablen und aufwendig sanierten Villen, führt zum allmählichen Verfall der Gebäude.